In Ruhe die Natur genießen

Die Berglandschaft um St. Andreasberg im Hochharz ist ein ausgedehntes Wandergebiet, wo wir tagelang wandern können, ohne die gleichen Wege zu gehen. Wir können lange oder kurze, beschwerliche oder leichte Wanderungen unternehmen.
Ungestört durch Lärm von Stadt und Autoverkehr finden wir klare Luft und tiefe Ruhe in den Bergen und Täler. Meist hören wir nur die immer zahlreicher anwesenden Vögel. Abwechslungsreiche Wälder, Bergwiesen, Wasserläufe, Sümpfe, Hochmoore, Felsen und Klippen prägen die Landschaft. Beeindruckende Aussichten öffnen sich zahlreich entlang der Wanderwege.
Das Wandergebiet
Als Wandergebiet von St. Andreasberg bezeichne ich das Gebiet, welches, vom Stadtgebiet ausgehend, im Rahmen von Tagestouren gut zu bewandern ist. Wir bewegen uns dabei in Höhen zwischen 400 und 900 Metern.
Aufgrund des hohen erdgeschichtlichen Alters des Harzgebirges haben Verwitterungsprozesse die Kuppen der Berge sanft abgerundet, so dass ein Berg oft unmerklich in einen anderen übergeht. Dadurch können wir streckenweise ohne große Höhenunterschiede oben auf den Bergen wandern.
Zu den oft tiefen Tälern hin fallen die Berge hingegen steil ab. Wir müssen daher manchmal weite Wege gehen, um zum benachbarten Berg zu kommen. Insofern ist das hier wie in jedem anderen Gebirge.
Der höchste Berg im Wandergebiet ist der Bruchberg (924 m), der in süd-westlicher Richtung in die lang gezogene Anhöhe Auf dem Acker (865 m) übergeht. Das sind die höchsten Lagen im nördlichsten Teil des Wandergebiets.

Kuppe und Jordanshöhe
Der höchste Berg von St. Andreasberg, nördlich gelegen, ist die Kuppe (729 m). Die Kuppe ist Teil des mehrere Kilometer langen Höhenzuges Kuppe/Jordanshöhe/Am Gesehr, der sich mit wenig Höhenunterschieden vom Sieberberg beim Siebertal, bis zum Kleinen Oderberg beim Odertal erstreckt. Das ist eine Kulturlandschaft von Bergwiesen, die im Juni in voller Blüte zu sehen ist.
Über den Höhenzug sollte jeder Besucher von St. Andreasberg gehen, am besten ziemlich am Anfang des Besuches. Die Clausthaler Straße (L-519 - Feuerwehr bis Dreibrodeparkplatz) trennt den Höhenzug in einen westlichen (Kuppe) und östlichen Teil (Jordanshöhe/Am Gesehr).
Von der Kuppe mit den Sperrentaler Bergwiesen haben wir in südlicher bis westlicher Richtung freie Sicht auf St. Andreasberg und die umliegenden Berge. Bei guter Sicht erkennen wir in der Ferne den Fernmeldeturm nahe Stöberhai bei Wieda, daneben den Bismarckturm auf dem Kummelberg bei Bad Lauterberg, den Knollenturm auf dem Großen Knollen, und die Hanskühnenburg auf dem Höhenzug Auf dem Acker.
Auf der Jordanshöhe gibt es verschiedene Wege, die uns jeweils freie Sicht in nördlicher und östlicher Richtung öffnen (Rehberg, Broken, Achtermann und Wurmberg), oder in südlicher Richtung auf St. Andreasberg und Breitenberg.
Flüsse und Täler
Beim Wandern in den Bergen müssen wir uns immer an den Tälern und Flüssen orientieren. Die Haupttäler im Wandergebiet sind mehrere Kilometer lang und die Hänge meist sehr steil.
In St. Andreasberg selbst entspringen die Sperrlutter und der Wäschegrundbach, der nach 4 km beim Ortsteil Silberhütte der Sperrlutter zufließt. Dazu kommt die Breitenbeek, der stadtnah beim Oderberg entspringt und nach 7 km in den Unterlauf der Sperrlutter mündet. Der insgesamt 12 km lange Sperrmutter fließt schließlich nahe bei Bad Lauterberg hinter der Odertalsperre in die Oder.
Zudem liegt St. Andreasberg mittig zwischen Siebertal und Odertal, die von Nord nach Süd recht parallel im Abstand von 4 km Luftlinie verlaufen. Beide Täler beziehen ihren Namen von den Flüssen, die durch sie fließen, die Sieber und die Oder.
Von St. Andreasberg aus gesehen fließt die Oder östlich vorbei, die Sieber fließt westlich, macht dann aber bei den Koboldstaler Köpfen einen Schwenk in westlicher Richtung.
Die beiden Flüsse entspringen einige Kilometer nördlich. Die Oder entspringt in den Hochmooren des Brockenfeldes (Odersprung) und wird dann erstmal im Oderteich aufgestaut. Vom Oderteich wird ein Teil des Wassers über den Rehberger Graben nach St. Andreasberg geleitet, wo es zur Stromerzeugung genutzt wird. Die Oder fließt weiter in den Oderstausee bei Bad Lauterberg. Die Sieber entspringt auf den Anhöhen des Bruchberg, schlängelt durch das Siebertal und mündet nach 35 km bei Hattdorf am Harz in die Oder, die bei Katlenburg der Rhume zufließt.
Allgemeine Hinweise für Wanderer
Ein ausgedehntes Wegenetz eröffnet den Zugang zu den Bergen und Tälern. Anders als beispielsweise in vielen Hochgebirgen, wo Orientierungsfehler zu großen Problemen und lebensgefährlichen Situationen führen können, brauchen wir uns im Harz diesbezüglich wenig Sorgen zu machen. Schlimmstenfalls gehen wir Umwege, oder kommen irgendwo nicht weiter und müssen zurück gehen. Selbst steile Anstiege sind letztlich nur eine kurze Wegstrecke.
Gefährlich wird es allerdings bei stürmischen Winden, vor allem im Nationalpark. Teile der toten Bäume fliegen dann mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft. Generell müssen wir diesbezüglich aufmerksam sein. Es können jederzeit Baumteile herunter fallen. Im Nationalpark wurden deshalb entlang der meisten Hauptwege die toten Bäume eingekürzt.
Genauso wie in jedem Gebirge gelten die üblichen Regeln für derartige Wanderungen. Dazu gehören feste Schuhe mit Profil und warme Kleidung, denn das Wetter kann kurzfristig umschlagen. Ausreichend Trinken und Essen für die Rast zwischendurch sind wichtig. Sonnenschutz nicht vergessen. Auch ein einfaches Erste Hilfe-Set wird im Notfall sehr hilfreich sein. Und es macht einfach Spass, sich mit topographischer Karte und Kompass zu orientieren.
Die im Handel angebotenen speziellen Wanderkarten kann ich nicht empfehlen, da diese nicht den tatsächlichen Wegebestand abbilden. Gut sind die Karten vom Landesvermessungsamt Niedersachsen, welche im Maßstab 1:25000 herausgegeben werden. Für das Gebiet um St. Andreasberg sind folgende Blätter relevant:
Nummer | Titel | ISBN |
---|---|---|
4128 | Clausthal-Zellerfeld | 978-3-89435-407-7 |
4129 | Bad Harzburg | 978-3-89435-408-4 |
4228 | Riefensbeek | 978-3-89435-415-2 |
4229 | Braunlage | 978-3-89435-416-9 |
4328 | Bad Lauterberg | 978-3-89435-423-7 |
4329 | Zorge | 978-3-89435-424-4 |