Kleine Waldgeschichte
St. Andreasberg im Hochharz ist vor über 500 Jahren als Bergbausiedlung entstanden. Die besondere Lage inmitten von tiefen Tälern erklärt sich durch die geologischen Bedingungen, nämlich die Fundorte der abbauwürdigen Vorkommen, vor allem Silber. Die Namen der Berge, Täler, Wege und Orte haben häufig einen Bezug zur Bergbaugeschichte.
Für den Bergwerksbetrieb brauchte es in großen Mengen Holz. Kahle Berge und Monokulturen von schnell wachsenden Fichten waren daher seit Jahrhunderten die Norm. Auch die Probleme mit Windbruch, Überflutungen, Trockenzeiten und Borkenkäfern sind lange bekannt.
Die Monokulturen von Fichten, welche das Bild der Harzwälder in den letzten Jahrzehnten geprägt hatten, waren vor allem das Resultat der Aufforstung der Kahlflächen, welche Krieg und Reparationen hinterlassen hatten.
Als Folge vielfältiger Vorgänge, vor allem milder Winter, lang anhaltender Trockenperioden, sowie einer Borkenkäferplage, sind diese alten Bestände in den letzten Jahren nun großflächig abgestorben. Nur wenige der alte Fichten haben überlebt.
In den Wäldern des Wandergebietes finden wir allerdings auch Buchenbestände und Mischwald verschiedenen Alters, die diese Zeit gut überstanden haben. Zudem wurden als Vorbereitung der Umwandlung schon seit Jahren massenhaft Setzlinge von Laubbäumen in den Nationalparkwäldern ausgeplanzt, vor allem Rotbuchen.
Solche Wälder gibt es nirgendwo sonst

Die Wälder in den Bergen um St. Andreasberg sind unter Verwaltung der Forstämter Riefensbeek und Lauterberg, sowie des Nationalparks. An dieser Stelle geht großer Dank an die Waldarbeiter, welche die Wege zugänglich halten und Nutzungsschäden beheben.
Das Nebeneinander von kommerzieller Forstwirtschaft und geschützter Nationalpark-Waldentwicklung trägt für Wanderer sehr zur Vielfalt bei. Einerseits sind da die kahlen Abschnitte der Berge, wo die abgestorbenen Bäume entnommen wurden. Das bedeutet für Wanderer ungehinderte Aussichten. Allerdings gibt es dort kaum Schatten. Es ist daher vor allem bei längeren Wanderungen wichtig, an Sonnenschutz zu denken.
Andererseits können wir im Nationalpark eine sehr seltene Waldentwicklung beobachten, da die toten Bäume weitgehend im Wald verbleiben. Wir sehen daher neben vielfältigem Jungwuchs auch viel Totholz in verschiedenen Phasen der Zersetzung. Die Wälder sind heller und durchsichtiger geworden. Das Licht nutzend, machen sich allerlei Sträucher und Blumen breit. Das sind ungewohnte Anblicke und Ausblicke. Schon jetzt gibt es deutlich hörbar mehr Vögel.
Es braucht eine wenig Zeit, um sich an den Anblick der toten Bäume zu gewöhnen. Aber dann sieht man überall den Neuwuchs der Wälder und genießt die tollen Ausblicke auf die Berge, Täler und Flüsse. Wandernd lassen sich die vielfältigen und spannenden Wälder am besten erkunden.
Das Wegenetz
Das Wegenetz ist historisch gewachsen. Einige Wege stammen noch aus der Bergbauzeit. Einzelne Autostraßen wurden in der Wirtschaftswunderzeit durch Täler und auch auf den Bergen gebaut. Mit wachsendem Verkehrsaufkommen wurden diese Straßen jedoch zu klein, und sind für den privaten Autoverkehr schon lange gesperrt.
Dazu kommen befestigte Forststraßen mit Entwässerungsgraben, die zum Abtransport des Holzes angelegt wurden. Die sind so gebaut, dass sie für Lastkraftwagen mit voller Ladung zugelassen sind. Von diesen Abfuhrwegen, die normalerweise mit mäßigem Gefälle verlaufen, zweigen weitere Betriebswege ab. All diese Wege sind generell barrierefrei. Allerdings ist mit steilen Abschnitten zu rechnen.
Neben all diesen relativ breiten, befestigten Wegen finden wir einige Wanderpfade, die meist als Abkürzung zur Verbindung von Hauptwegen dienen. Vor allem auf den Wanderpfaden müssen wir allerdings eingefallene Baumteile erwarten. Nach einem heftigen Sturm kann es einige Wochen dauern, bis die Waldarbeiter alle Wege wieder freigeräumt haben. Daher empfehle ich, eine kleine Handsäge und Arbeitshandschuhe mitzunehmen. Wenn nötig, können wir dann mit ein paar Schnitten die Passage manchmal sehr erleichtern.